Luo Dexiu Laoshi in Köln

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Ba Mu Zhang mit Luo Dexiu Laoshi

An dem Wochenende vom 14.-16. März 2014 hatte Carsten Stausberg laoshi wieder einmal seinen Lehrer Luo Dexiu zu einem Wochenendseminar nach Köln eingeladen. Für Freitag war ein Seminar zum Xing Yi vorgesehen und am Samstag und Sonntag waren beide Tage dem Gao Bagua Zhang vorbehalten. Für mich natürlich ein zwingender Grund an dem Samstag und Sonntag in Köln zu sein.

Passend zu seiner eigenen Seminarreihe zum Gao Bagua Zhang, an der ich aktuell teilnehme, konnte Carsten Stausberg laoshi seinen Lehrer dafür gewinnen an den beiden Tagen die dritte Hou Tian Linie zu unterrichten. Zusätzlich hatte Luo Dexiu laoshi sich noch vorgenommen den Teilnehmern die acht Mutterhände (Ba Mu Zhang) des Gao Stils zu vermitteln.

So hatten sich auch diesmal wieder fast 30 Teilnehmer aus Deutschland sowie verschiedenen anderen Ländern und Schulen nach Köln auf den Weg gemacht, um Luo Dexiu laoshi live zu erleben. Der Samstag begann um 10:00 Uhr ganz entspannt mit einer Einführung zum Seminarinhalt, sowie den ersten Händen der Ba Mu Zhang durch Luo Dexiu laoshi.

Die Ba Mu Zhang gelten quasi als Ur-Übungen des Bagua Zhang. Einzelne Handpositionen die ähnlich dem Zhan Zhuang im Stand geübt werden können, aber eigentlich dafür bekannt sind das diese im Kreis gehen ausgeführt werden. Luo Dexiu laoshi wies darauf hin, das die einzelnen Übungen direkt keinen Anwendungscharakter haben, dennoch aber untrennbar mit dem Bagua Zhang System verbunden sind. Geht es doch bei den einzelnen Übungen um die Fokussierung des Geistes – mal auf einen einzelnen Punkt, mal auf unterschiedliche Punkte des Körpers.

Obwohl die Techniken der Ba Mu Zhang von Ihrer geringen Komplexität in Ihren Ausführungen sehr gut geeignet wären den Anfängern unterrichtet zu werden, werden diese im Gao Bagua Zhang eigentlich erst am Ende der Ausbildung weitergegeben. Die Gründe hierfür sind nach Luo Dexiu laoshi mannigfaltig. Zum Einen haben die meisten Schüler heute keine Lust mehr Ihre Ausbildung mit stundenlangen Stehen oder Gehen in nur einer Handhaltung zu beginnen. Zum Anderen und – wahrscheinlich weit aus wichtiger – sind diese Übungen mehr als eben nur einfach Handhaltungen.

Sie stellen den Punkt des Trainings dar, wo von den einfachen gelernten Techniken der Weg zur eigentlichen Kampfkunst beschritten wird. Das Konzept der Willens- und Aufmerksamkeitsschulung – das Training des Yi – ist meiner Meinung nach das was eben chinesische Kampfkunst von einfachem Faustkampf unterscheidet.

Noch bevor uns nicht, wie eben schon angedeutet, nun zu langweilig wurde, ging Luo Dexiu laoshi noch vor dem Mittagessen dazu über uns in die dritte Hou Tian einzuführen. Dazu erläuterte er uns Anfangs das Konzept, das hinter den einzelnen Hou Tian steht.

Jede Hou Tian besteht aus acht Einzeltechniken oder vielmehr kleineren Technik-abfolgen. Diese werden im Rahmen des Trainings in geraden Bahnen mit dem stetigen Wechsel von Rechts auf Links und wieder zurück geübt. Später dann werden alle acht Techniken dem Schüler als verbundene Bahn beigebracht. Somit erhält dieser eine Art „Handbuch“ für jeder Hou Tian, um diese nicht zu vergessen und später weitergeben zu können. Sehr schön daran finde ich, das eben nicht der Fokus auf das erlernen der Form gelegt wird, sondern vielmehr auf das Üben der Einzeltechniken. So sollen diese auch in unterschiedlichen Kombinationen untereinander trainiert werden.

Aber auch die acht einzelnen Hou Tian verfolgen / lehren ein bestimmtes Konzept. So steht die Erste mit Ihren Bewegungen für das Wechselspiel von Yin und Yang, also Oben und Unten, Öffnen und Schließen usw. Die Zweite vermittelt klassische Boxtechniken. Die dritte verbindet die beiden ersten zu den sogenannten „Clever Hands“. In der Vierten dann geht es um die „subtle skills“ – den raffinierten oder auch subtilen, ausgetüftelten Techniken. Zu den anderen Hou Tian werde ich dann etwas schreiben, wenn mir diese bekannt sind.

So ging es dann nach dem Mittagessen weiter in der gewohnte Weise von Luo Dexiu laoshi. Ein kurze Einführung in die nächste Technik, gemeinsames Laufen der Technik und dann verschiedene Anwendungen zu dem eben gelernten. Auch bei den Anwendungen begann Luo Dexiu mit einem klaren Konzept. Von einfachen Übungen ging es bei jeder Technik Stück für Stück weiter zu immer komplexeren Abfolgen. Später ging er immer wieder durch die Zweiergruppen und zeige – wohl je nach Können der Teilnehmer – weitere Anwendungen und Variationen.

Immer wieder wies er dabei auf das Konzept, die Idee der einzelnen Technik hin und ermahnte die Teilnehmer nicht zu sehr an der einzelnen Anwendung zu hängen, sondern vielmehr zu versuchen das Ganze zu verstehen.

Etwas das bei mir sicherlich noch das eine oder andere Seminar und viel weiteren Übens bedarf.

Am Sonntag ging es dann gleich morgens um 10:00 Uhr wieder los mit weiteren Techniken aus der Ba Mu Zhang. Hierbei erklärte Luo Dexiu laoshi das es beim Üben nun nicht darauf ankommt, das man diese besonders tief, besonders langsam oder besonders elegant laufen muss. Wir sollten hier vielmehr auch alles ausprobieren. Diese einmal sehr tief, das nächste Mal eher kraftvoll zu laufen. Nur das eigentliche Konzept der Übung sollten wir dabei nie aus den Augen verlieren. Entspannen der Schultern, Sinken der Ellenbogen, das erhalten/finden der eigenen Struktur- der Fokus (das Yi) soll trainiert werden.

Auch am Sonntag begann vor dem Mittag, also bevor es uns langweilig werden konnte, Luo Dexiu laoshi wieder mit den nächsten Techniken aus der dritten Hou Tian. Dies zog sich dann wie am Vortag auch wieder mit Techniken und Anwendungen bis in den Nachmittag hinein.

Zwischendurch nahm er sich noch die Zeit auf so manche Anekdote zu den Namen der Techniken hinzuweisen. Das eben viele der vergangenen Lehrer nicht des Schreibens mächtig waren und Ihre Aufzeichnungen durch beauftragte Schreiber verfassen ließen. Die nun wiederum so manches mal ein Schriftzeichen verwendeten, das dem Klang des gesprochenen Wortes am nächsten kam, leider aber vielleicht in dem eigentlichen Zusammenhang keinen Sinn ergab. Oder wie sich durch lokale Dialekte einzelne Techniken immer wieder ihren Namen änderten.

Alles in allem war es wiedereinmal ein lohnenswertes Seminar, bei dem sich einmal mehr zeigte, wie sich die jahrelange Recherche und Arbeit zum Bagua Zhang durch Luo Dexiu laoshi in Form eines sauber strukturierten Trainingskonzeptes darstellt.

Getragen wurde das Seminar durch die freundliche und kollegiale Atmosphäre der Teilnehmer. Kamen doch auch viele der Teilnehmer aus anderen Schulen und von anderen Stilen, hat dies wieder einmal gezeigt, das wir alle nur voneinander lernen können.

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