Veränderungen

Sun Ruxian laoshi und ich

Sun Ruxian laoshi und ich

In diesem Jahr hatte ich die Ehre an der Organisation des Zhen Wu Camps 2014 in Berlin beteiligt zu sein. Während ich sonst über meine Erfahrungen während der vergangenen Camps geschrieben habe, möchte ich mit diesem Artikel einmal einen Blick auf die Arbeit dahinter werfen.
Nachdem ich mir öfter schon während der vergangenen Camps gedacht hatte, das das Eine oder Andere im Vorwege oder auch während der Camps besser organisiert sein könnte, war ich froh diesmal zu der Organisation mit eingeladen worden zu sein.

Schon früh im letzten Jahr – es muss so um den August gewesen sein, also direkt nach dem Camp in Beijing, begannen Jochen Wolfgramm und Marvin Leck vom Bailung e.V. Osnabrück, Dennis Prieß und Florian Stoverink von der Zhen Wu Berlin und ich mit den ersten Vorbereitungen zum Camp.

Da wir alle in verschiedenen Städten leben wurde als erstes eine Organisationsgruppe auf Facebook gegründet, über die wir uns mit Ideen und Anregungen austauschen konnten.
Für direkte Gespräche nutzen wir Skype Konferenzen, da es uns nicht immer möglich war uns alle einmal gemeinsam zu treffen.
Ziemlich früh war schon klar zu welchem Zeitpunkt das Camp in Berlin stattfinden sollte.

Nun ging es darum möglichst viele Teilnehmer für das Camp zu gewinnen und die Veranstaltung möglichst breit bekannt zu machen. Wir wollten gerne wieder ein Camp wie in den Anfangszeiten haben. Mit vielen Lehrern, einem tollen Rahmenprogramm und natürlich einer Menge Teilnehmern.

Als erstes wurde die Webseite www.zhenwucamp.com mit den aktuellen Informationen versehen.
Uns war klar, das wir diesmal ein wenig mehr machen mussten, um das Camp so bekannt zu machen wie wir es für die von uns gewünschte Teilnehmerzahl notwendig war.

Vorab hatten wir uns schon zusammengesetzt um die Finanzen zu klären. Ja, so ein Camp kostet erst einmal Geld: Wir wollten T-Shirts für alle Teilnehmer, organisierte Veranstaltungen an den freien Tagen, Werbung wie Flyer, Plakate, etc., Urkunden für die Teilnehmer und nicht zuletzt mussten die Lehrer aus China eingeflogen werden, ihr Aufenthalt finanziert (Essen, Unterkunft) und  für die Zeit, die die Lehrer hier unterrichten muss natürlich auch etwas an diese gezahlt werden.
Und wir hatten erst einmal … Nichts.

Also errechneten wir wie viele Teilnehmer es benötigt, um so ein Camp zu finanzieren.
Danach war die die ganze Organisation und die Finanzen ein Risiko in das wir alle mit unserem persönlichen Vermögen – wenn man von so etwas überhaupt sprechen kann – in Vorleistung gegangen sind.

Glücklicherweise konnten wir meine Frau Silke Söth für die Erstellung sämtlicher grafischer Arbeiten wie Logo, Flyer, Plakat, Urkunde etc. gewinnen. Von daher noch einmal vielen Dank an Silke, die diese Arbeiten über das ganze Jahr begleitet hat ohne zu wissen, ob am Ende noch eine kleine Aufmerksamkeit für sie herausspringen würde.

Ab dem 22. August 2013 stand das Logo und die ersten Entwürfe für das Plakat waren fertig. In der Zwischenzeit kümmerten sich Dennis Prieß und Florian Stoverink um die Organisation des Camps vor Ort. Planung der Freizeitaktivitäten – wir wollten den internationalen Besuchern des Camps das Deutschland oder vielmehr Berlin von der Seite zeigen, wie wir es kennen – Planung der Trainingszeiten, Organisation von Hoteladressen und  Hostels für die Gäste, sowie Organisation der abendlichen Vorlesungen, die wir in diesem Camp mit angeboten haben.

Jochen Wolfgramm übernahm in dieser Zeit die Kommunikation mit den Lehrern sowie die organisatorische Führung der Gruppe. Es gibt eine Menge zu bedenken, wenn man ein Camp mit chinesischen Lehrern organisieren will und da Jochen Wolfgramm hier in der Vergangenheit den besten Kontakt und die besten Erfahrungen hatte, hatte er die ehrenvolle Aufgabe mit den Lehrern abzusprechen, welche Trainingsinhalte angeboten werden und wer zu dem Camp aus Beijing kommen könnte.

Ab Oktober 2013 begannen wir damit das Camp 2014 in der Gong Fu Community in Deutschland bekannt zu machen.

An alle uns bekannte Kampfkunstschulen wurde ein Infoschreiben gesendet.  In diesem Schreiben gab es für die Schulen die Möglichkeit bei uns ein Werbepaket für das Camp zu bestellen. Nebenbei begann wir auch damit in den nächsten Monaten Werbepakete mit Flyern und Plakaten direkt bei uns bekannten Schulen persönlich abzugeben.

Aus meiner Sicht war dies eine der mit schönsten Zeiten in der Vorbereitung. Ich bin zu vielen Schulen gegangen oder habe Anfragen von meist befreundeten Schulen zu unserem Werbepaket erhalten. Überall wo ich in teils mir fremden Schulen erschienen bin wurde ich mit einer freundlichen Höflichkeit empfangen, die ich mir so nicht erträumt hätte.
Von daher nochmals vielen Dank an alle Unterstützer, die uns bei der Bewerbung des Camps so freundlich zu Seite gestanden haben. Die Gong Fu Community ist doch offener, als ich es am Anfang erwartet hatte.

Bis zum Ende des Jahres 2013 hatten wir uns vorgenommen die Werbetrommel nur „mässig“ zu schlagen. Ich begann damit monatlich Artikel auf dem offenen Presseportal „openPR“ zu den Lehrern und deren Stile zu veröffentlichen. Natürlich nicht ohne diese auch auf dem bekannten Social Media Netzwerken wie Facebook, Google+, LinkedIn und Xing zu veröffentlichen.

Neben diesen Aktionen begann ich auch früh mit der Versendung eines regelmäßigen, monatlichen Newsletters an alle Teilnehmer des letzten Camps. Darüber hinaus hatten neue Interessierte die Möglichkeit sich über die Webseite (www.zhenwucamp.com)  in den Newsletter eintragen zu lassen.

Ab Januar 2014 begannen wir damit stärker in den bekannten Social Media Netzwerken aktiv zu werden und versuchten so noch weitere Interessenten für dieses wohl einmalige Camp zu gewinnen.

Die ersten Anmeldungen kamen auch alsbald an. Wir hatten Anfragen au den USA, Frankreich und sogar Nigeria. Die Hoffnung stieg, das dieses Camp nicht zu einem finanziellen Fiasko der Beteiligten und einem tollen Erfolg für die Zhen Wu Gemeinschaft, als auch für die Gong Fu Community in Deutschland werden würde.

Ab dem April 2014 mussten wir leider feststellen, das der Zuspruch zum Camp und die Vorauszahlung für eine vergünstigte Teilnahme bei weitem nicht dem entsprach, was wir uns als Mindestsumme für das Camp errechnet hatten. Es begann zu einem finanziellen Fiasko für alle Beteiligten zu werden. Wir hatten die Lehrer mittlerweile eingeladen, Plakate und Flyer gedruckt und irgendwie kam nicht der Rücklauf, den wir uns erhofft hatten und den wir gebraucht hätten.
Die Durchführung das Camps 2014 stand auf der Kippe…

Wir waren nun weit gegangen und immer noch hochmotiviert. Wenn auch etwas niedergeschlagen.
Doch wir wollten das Camp und die Zeit mit den Lehrern. Also war uns klar, das wir die Organisation des Camps weitermachen würden. Vielleicht müssten wir auf die T-Shirts oder vielleicht sogar die Urkunden verzichten, aber die Inhalte waren uns wichtiger als auf das Camp zu verzichten.

Gegen Ende der Anmeldefrist überschlugen sich die Ereignisse. Immer mehr Leute aus aller Welt meldeten sich an, so das wir am Ende noch auf über 40 Teilnehmer zum Camp zurückblicken können. Also konnten wir doch noch alle Ideen zum Camp (T-Shirts, Urkunden, Freizeitaktivitäten, und das gemeinsame Essen am Ende) umsetzen.

Ich war der Meinung das meine Arbeit nun mit der Werbung zum Camp erledigt wäre und das ich mich auf eine ruhige, organisationslose Zeit während des Camps und die Teilnahme freuen könnte.

Doch es kommt immer anders als man denkt. Während eines Camps gibt es eine Menge Dinge, die vorher nicht in der Planung Berücksichtigung finden.

Es beginnt mit einfachen Dingen: Um 6.00 Uhr aufstehen, Tee für de Lehrer kochen, Wasser für die Teilnehmer abfüllen, die Ihre Getränke vergessen haben, Stühle für die Lehrer zusammenpacken – wir haben ja den ganzen Tag draußen im Park trainiert – morgens noch die Anlage für die Musik zum Qi Gong mitnehmen und nach den ersten Tagen noch die Waffen für das Waffentraining mit in den Park schleppen.

Wir wollten das Camp zu einem tollen Erlebnis für alle Beteiligten machen. Also saßen wir abends zusammen und haben über die Sorgen und Nöte der Beteiligten gesprochen.  Ich hätte gerne mehr Zeit mit meinen alten als auch neuen Freunden verbracht, aber leider hat sich das diesmal auf wenige Abende beschränkt, wo ich dann doch mehr aus organisatorischer Sicht geschaut habe, wie die Stimmung im Camp ist.

Hier auch noch ein großes „Daumen hoch“ an alle Beteiligten. Ich hatte den Eindruck das die verschiedenen, national geprägten, lokalen Gruppen sich im Laufe des Camps immer näher gekommen sind.
Ihr habt aus meiner Sicht eine Menge für das Verständnis von Gong Fu und Gemeinschaft getan.
Meiner Meinung nach eine der Grundideen aus denen dieses Camp – auch in den letzten Jahren – stattgefunden hat.

Apart from the movement basis of the art, Zhen Wu also believes that martial arts involves a strong understanding of culture, the individual and communal sharing and responsibility. Regardless of age, we are all students of martial arts, hungry to learn and humble in our appraoch.  Zhen Wu believes in honoring the masters who have come before us, honoring them through diligent, daily practice of an artform.

Auch wenn es  – leider – diesmal es nur wenig Möglichkeiten für die Beteiligten gab die Lehrer abseits des Trainingsalltags zu treffen (wir haben uns wirklich Mühe gegeben dies trotz der räumlichen Distanz für alle zu ermöglichen) bleiben hoffentlich doch schöne Erinnerungen an diese Momente zurück.

Ich hatte durch meine organisatorische Tätigkeit ein wenig öfter die Möglichkeit die Lehrer aus Beijing „näher“ kennen zu lernen. Für mich bleibt von diesem Camp besonders der Abend in Erinnerung, wo ich zusammen mit Sun Ruxian laoshi, Jochen Wolfgramm laoshi und und Stefan Sklenka laoshi (als Übersetzer) zusammengesessen habe. An diesem Abend hat Sun Ruxian laoshi mir die Erlaubnis erteilt ihn als meinen Lehrer zu nennen und im Rahmen der Zhen Wu den Stil Bagua Zhang zu unterrichten.

Auch wenn meine persönliche Einschätzung meiner Fertigkeiten noch nicht rechtfertigt ist dies doch einer der großen Momente für mich aus diesem Camp.

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