Im letzten Jahr wurde ich von Jochen Wolfgramm laoshi eingeladen in diesem Jahr auf dem „kleinen“ Zhen Wu Camp (22.07 – 30.07.2017) in der Zhen Wu Schule Berlin als Trainer für Bagua Zhang teil zu nehmen.
Hatte ich mir eigentlich vorgenommen diesem Jahr einmal auszusetzen, konnte ich bei so einem Angebot nicht „Nein“ sagen.
Bekam ich doch in letzter Zeit durch meine Auseinandersetzung mit dem Thema Kampfkunst der letzten Jahre langsam das Gefühl, dass ich gerne das Erlernte und meine weiteren Erfahrungen mit anderen teilen möchte.
Das Zhen Wu Camp Konzept
Auch das neue Konzept des „kleinen Zhen Wu Camps“ fand ich dabei besonders reizvoll.
8 Tage mit 5 vollen Trainingstagen und 2 halben standen uns zur Verfügung. So war es vielen Teilnehmern aufgrund der kürzeren Zeit und den damit verbundenen geringeren Kosten möglich an dem Camp teil zu nehmen. Besonderes Augenmerk wurde diesmal auf die persönliche Entwicklung der einzelnen Schüler gelegt. Dazu zählte als fester Bestandteil jeder Trainingssession auch immer ein praktischer Teil mit Partneranwendungen.
Vorher hatte ich bisher nie selbstbestimmt einen Unterricht gestaltet. Durfte ich wohl im Zhen Wu Camp in China 2016 unter Sun Ruxian laoshi zwei Wochen lang den Unterricht der Anfänger leiten, war nun das letzte Jahr dadurch geprägt zu planen, wie ich die einzelnen Einheiten gestalten würde.
Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, den Pfad vom Unterricht über Formen ganz zu verlassen und mich ganz auf das Konzept der Anwendung von Bagua Zhang zu konzentrieren.
Nun … diese Idee habe ich nach einigen Überlegungen verworfen. Ich habe zwar ein recht großes Repertoire an Übungen, Anwendungen und Techniken. Doch fehlte mir die Erfahrung dies verständlich und entsprechend interessant für eine Woche Training aufzubereiten. Ich arbeite aber weiter daran.
Zum Glück konnte ich auf das – meiner Meinung nach – sehr gute Unterrichtskonzept des Gao Bagua Zhang, dass ich in den letzten fünf Jahren durch Carsten Stausberg laoshi und Seminare bei Edward Hines laoshi und Luo Dexiu laoshi gelernt habe, zurückgreifen.
So hatte ich begonnen mir in einem kleinen Heft die Trainingsinhalte und -ziele für jeden Tag aufzuschreiben. Ein guter Leitfaden, um sich nicht in der Masse der Möglichkeiten zu verlieren.
Bagua Zhang – Im Kreis gehen
Was auch ich am Anfang stark mit dem Bagua Zhang verbunden habe war die Trainingsmethode des Kreisgehens. Ein Alleinstellungsmerkmal dieser interessanten Kampfkunst. Ebenso war sicherlich die Erwartung der Teilnehmer an den Unterricht dazu einen Einblick zu erhalten.
So hatte ich mir überlegt die ersten Schritte in diese Trainingsmethode der Teilnehmer durch den Unterricht der „Ba Mu Zhang“ – den sogenannten 8 Mutterhänden des Gao Bagua Zhang zu begleiten. Eine kleine Herausforderung dabei war es die acht Sequenzen in den fünf Tagen unterzubringen.
Ich konnte noch den letzten halben Tag nutzen, um für alle das Trainingsset zu komplettieren, so das alle etwas neben den vielfältigen Inspirationen aus meinem Unterricht zum Üben mit nach Hause nehmen konnten.
Weitere Trainingsinhalte
Das Gao Bagua Zhang bietet vielfältige Möglichkeiten das Training zu gestalten. So haben wir uns in den fünf Tagen noch weitere Elemente wie die gradlinigen „Hou Tian“ Übungen, die Grundtechniken der „Ji Ben Shou Fa“ sowie die Basisübungen der „Tian Gan“ zusammen erarbeitet.
Das Gerüst stellten dabei die „Ba Mu Zhang“.
Nach dem Aufwärmen begannen wir mit einem Rückblick auf das Erlernte des Vortags. Dabei konnten alle Teilnehmer die Bewegungen noch einmal wiederholen und es gab für mich die Möglichkeit ihnen Hinweise und Tipps für das eigene, weitere vorankommen zu geben.
Nach einer kleinen Einführung in den neuen Abschnitt der Ba Mu Zhang haben wir dann Ausschnitte aus den verschiedenen Trainingsmethoden des Gao Bagua Zhang kurz beleuchtet.
Der Abschluss eines jeden Tages bestand dann aus unterschiedlichen Anwendungen.
Dabei habe ich oft den „traditionellen“ Teil des Unterrichts verlassen und aus den vielfältigen Erfahrungen meiner vielen Seminare zurück gegriffen.
Von Distanztraining, Anwendungstraining bis hin zu Möglichkeiten entspannte Schultern wahr zu nehmen war alles dabei. Ging es in diesem Camp doch nicht nur darum einen Stil zu kennen zu lernen, als vielmehr den Teilnehmern Werkzeuge zu ihrer persönlichen Entwicklung an die Hand zu geben. War dies doch eines der grundlegenden Konzepte dieses Camps.
Zum Schluss
Am letzten Tag hatten die Teilnehmer die Möglichkeit nach einem kurzen Training, in dem wir die Form der Ba Mu Zhang komplettierten eine Rückmeldung über die letzte Woche zu geben.
Für mich besonders wichtig, um zu sehen, ob der Spaß am Lernen in den vergangenen Tagen bei den Teilnehmern nicht zu kurz gekommen ist. Hier ein paar Stimmen aus dem Feedback, das durchweg positiv ausgefallen ist:
Man merkt an Deinem Unterricht Deine Liebe und den Spaß am Bagua Zhang an.
Deine entspannte Art zu unterrichten hat sehr viel Spaß gemacht.
Deine bildhafte Erklärung hat mir geholfen mir die einzelnen Bewegungen zu merken. Sonst hatte ich bei Formen oft Probleme damit.
Und ich?
Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht meine Freude an der Kampfkunst und insbesondere des Bagua Zhang weiter zu geben.
Am schönsten war die Entwicklung der einzelnen Teilnehmer zu sehen. Wie diese unablässig sich den herausfordernden Bewegungsabläufen des Bagua Zhang gestellt haben. Immerhin war dies die einzige Bagua Zhang Gruppe der letzten Camps die bis zum Schluss vollzählig geblieben ist.
Waren die ersten Schritte noch wackelig habe ich mit großer Freude am letzten Tag gesehen wie viele Fortschritte doch die einzelnen Teilnehmer am Ende dieser Woche gemacht hatten.
Lange habe ich es abgelehnt zu unterrichten. War ich doch der Meinung, dass mein Können und meine Erfahrung nicht ausreicht den Menschen, die mir in einem Unterricht ihr Vertrauen entgegenbringen, einen guten Unterricht zu bieten.
Doch nach diesem Camp denke ich, dass ich auch diesen Schritt wagen kann.
Aktuell treffen wir uns mit unterschiedlichen Kampfkunstfreunden Montag (20:00 – 22:00 Uhr) und Donnerstag (20:00 – 22:00 Uhr) zu einem freien Training hier in Hannover im Trainingskeller des Sprengel.
Wer mag kann dort gerne vorbeischauen.
Ansonsten trefft ihr mich wie gehabt natürlich bei schönem Wetter abends im Welfengarten.
Hier noch ein paar schöne Inspirationen vom Tong Bei Training in diesem Jahr