Nachdem ich es im letzten Jahr erkältungsbedingt nicht geschafft hatte, bot sich mir in diesem Jahr wieder die Möglichkeit an dem BaGua Workshops von Nicolas Julien teilzunehmen. Im Rahmen des Internationalen Push Hands Treffen in Hannover wurden morgens in der Zeit vom 11.-19. Feb. zwischen 10:00 – 13:00 Uhr verschiedene Workshops angeboten.
Freundlicherweise hatte mir meine Firma die Möglichkeit gegeben morgens an den Workshops teilzunehmen. So musste ich für meine Weiterbildung kein Urlaub in Anspruch nehmen. Konnte aber so auch nicht an den nachmittäglichen Push Hands Treffen teilnehmen, die ja den eigentlichen Kern dieser Veranstaltung darstellen.
Gegen 9:30 Uhr begann der Tag mit einer kleinen Vorstellung der Lehrer und der Inhalte der Workshops des betreffenden Tages. Angetan von den Räumlichkeiten, war ich schon gegen 9:00 in den Räumen der Tai Chi Schule und habe die Zeit genutzt vor den großen Spiegelwänden zu trainieren. Eine sehr schöne Erfahrung nach gefühlten vier Wochen in denen es hier so kalt war, das ich es nur selten morgens zu meinem Stammplatz im Park geschafft habe.
Gegen 10.00 Uhr begannen dann die eigentlichen Workshops nachdem alle Gruppen ihre verschiedenen Räume aufgesucht hatten. In den drei Tagen an denen ich dort an den BaGua Workshops teilgenommen habe wurden mehrere Tai Chi Kurse zu den Themen Kraft aufnehmen, umleiten, zurückgeben sowie Yi Chuan angeboten.
Thema der Workshops von Nicolas Julien waren Basistechniken das BaGua Zhang mit einem besonderen Augenmerk auf Baguaspiralen und Anwendung im Tui Shou. Nicolas Julien begann seinen Workshop ganz klassisch Qi Gong Übungen. Ein Set bestehend aus den acht Handtechniken basierend auf dem acht Trigrammen des IGing.
Danach wurden in einzelnen Übungen die Basis für das Verständnis der Bewegungen im BaGua bei den Teilnehmern geschaffen. Natürlich durfte auch hier die klassische Übung des „Tee servieren“ nicht fehlen. Auch hier wurden die Teilnehmer sukzessive an die Bewegungsabläufe herangeführt. Beginnend mit den Bewegungen der Hüfte wurden nach und nach der Oberkörper und die Hände mit hinzugenommen. Ein besonderer Spaß war natürlich auch hier für alle der Versuch einen Gegenstand (diesmal ein Löffel) auf den Händen so zu balancieren, das dieser während der Bewegungen nicht herunterfiel. Man merkt hier schnell, wo noch Blockaden in den eigenen Bewegungen sind.
Nach verschiedenen anderen Übungen begann er dann nach einer kurzen Pause mit einer Einführung in die Schritttechnik des BaGua. Für viele eine echte Herausforderung. Langsam gehen, entspannt bleiben, das Gewicht auf dem hinteren Bein halten, das Gewicht langsam verlagern und nun den hinteren Fuß parallel über dem Boden nach vorne absetzen. Sehr gut gefallen hat mir dabei sein Hinweis, das es sich hierbei um eine Übung handelt und das in kampfsituationen der Schritt sicherlich nur selten genau so ausgeführt wird.
Basierend auf den ersten Schritten wurden nun die Teilnehmer an das obligatorische Kreisgehen inklusive der BaGua-Typischen Handhaltung herangeführt. Da die Workshops eigentlich so ausgelegt sind, das diese nur eine Einführung geben, wurden die Grundprinzipien an jedem Tag aufs Neue wiederholt.
Das ich als einziger an allen drei Tagen dabei war stellte scheinbar schon eine kleine Ausnahme dar. Doch genau da stellte sich die besondere Qualität von Nicolas Julien als Lehrer heraus. Jeder Tag war, wenn auch im Ablauf gleich, immer wieder anders. Immer wieder anderen Herangehensweisen an die Techniken, kleine neue Übungsabschnitte und nicht zuletzt die Aufmerksamkeit mit der Nicolas Julien jeden seiner Schüler nach seinen Fähig- und Fertigkeiten unterrichtete machten die drei Tage zu einer interessanten Erfahrung. Ich denke viele haben die Möglichkeiten Ihres Körpers und seines Bewegungsspielraumes neu kennengelernt. Besonders hervorheben möchte ich hierbei, das Nicolas Julien Wert darauf legte den Teilnehmern auch die praktischen Anwendungen hinter einzelnen Bewegungsabläufen zu zeigen.
Am dritten Tag hatte ich während der Pause auch kurz Gelegenheit mich mit Nicolas Julien über Kampfkunst, BaGua, Xing Yi, Tong Bei, Tai Chi, english Boxing, Strassenkampf usw. zu unterhalten. Leider ist auch in Frankreich BaGua nicht besonders populär. So wie ich ihn verstanden habe unterrichtet er grade mal sechs Schüler in BaGua in seiner Schule. Die meisten seiner Schüler kommen auch bei ihm zum Tai Chi.
Ich habe in den drei Tagen Nicolas Julien als einen sehr guten Lehrer kennengelernt, der meiner Meinung nach Wert auf eine klassische Kampfkunstausbildung legt – eben Techniken und deren Anwendung. Sein gesamter Unterricht wurde von Ihm in englisch abgehalten – was man hier für einen Franzosen einfach besonders hervorheben muss.
Nicolas Julien hat im Rahmen des Workshops Elemente des „Swimming Dragon BaGua“ und des „Jiang Rong Qiao Baguazhang“ versucht zu vermitteln. Er ist in Paris aufgewachsen und lebt und unterrichtet heute Tai Chi, Qi Gong und BaGua in Nantes.