Struktur und Wakouwa

Bei meinem ersten Treffen mit Mike Martello wies mich dieser während der Übungen auf meine schlechte Struktur hin. Struktur? Was meinte er damit? Also versuchte ich alle Muskeln anzuspannen um möglichst fest zu wirken. Sein Kommentar dazu war „zu steif – keine Struktur“.

Wie erreicht man nun Struktur? Hat man diese oder kann man sie erlernen? Und wenn man sie erlernen kann – wie? Fragen, die mich nach diesem Treffen beschäftigten.

Zhan Zhuang

Übung: Zhan Zhuang

Grundsätzlich hat jeder Mensch „Struktur“ man muss sie nur erkennen. Durch die Evolution haben wir uns an den aufrechten Gang gewöhnt. Unser Skelett ist danach ausgebildet das Gewicht unseres Körpers zu tragen, ohne das große Muskelkraft notwendig ist. Wenn alle Knochen, Gelenke und Sehnen entsprechend ausgerichtet sind trägt sich der Körper „wie von alleine“.

Eine Idee auf der viele der Qi Gong Übungen wie z.B. auch das Zhan Zhuang (Stehen wie ein Baum / Säule) in ihrer Grundidee beruhen. Grade diese Übungen sind es, die es uns ermöglichen sollen unsere eigene Struktur zu erkennen.

Um die Idee von Struktur zu erklären, bin ich irgendwann bei meinen Übungen auf die Idee gekommen, diese mit einem alten Kinderspielzeug zu erklären. Das Wakouwa (die Wakelfigur – erfunden von dem Schweizer Walter Kourt Walss) scheint mir hierfür ein gutes Beispiel zu sein.

Anatomisch betrachtet hinkt der Vergleich sicherlich etwas, da die Figur Ihre Spannung durch die Gummizüge in den einzelnen Gliedmaßen erhält. Aber dennoch zeigen die Figuren sehr anschaulich, wo der Unterschied zwischen Struktur und angespannter Muskulatur besteht.

Nimmt man eine der Figuren stellt man fest, das diese trotz Ihrer aufrechten Haltung bei einem leichten Druck nachgeben, danach aber wie von alleine in Ihre Ausgangsposition zurück federn.

Genau das unterscheidet eben den Einsatz von Struktur gegenüber einem Versteifen der Muskeln.

Der Körper bleibt flexibel, kann aber bei Krafteinwirkungen aus bestimmten Richtungen einfach dem Druck widerstehen. Andererseits kann ein von aussen einwirkende Kraft über die eigene Struktur in den Boden abgeleitet werden. Man steht „wie ein Berg“ doch ohne aussgerwöhnliche Anspannung der Muskulatur.

Das Erkennen und Erarbeiten der eigenen Struktur ist für mich eine der grundlegenden Basisarbeiten, um bei der Entwicklung der Kampfkunst voran zu kommen. Ohne Struktur kein Kung Fu.

Für mich hat hierfür am besten das Ausführen der klassischen Stehübungen (Zhan Zhuang) geholfen. Später sollte dann langsam versucht werden das Gefühl, die Idee der Struktur in die einzelnen Übungen der Formen zu integrieren. Dazu hilft auch schnelle Bewegungsabläufe einmal langsam zu trainieren und dabei die Aufmerksamkeit auf die „Strukturelle Integrität“ zu lenken.
httpv://www.youtube.com/watch?v=w0yc-3xpStc

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