Song – Relax

sunruxian-undich

Sun Ruxian laoshi und ich

Wieder einmal ist ein Zhen Wu Trainingscamp zu Ende gegangen. Zwei Wochen mit insgesamt 9 Trainingstagen liegen nun hinter mir und es ist an der Zeit die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.

In diesem Jahr hatte die Zhen Wu Belgien in die Stadt Antwerpen zum 9. International Martial Arts Training Camp eingeladen. Insgesamt ca. 30 Teilnehmer sind in diesem Jahr der Einladung gefolgt.

Über die zwei Wochen trainierten nun in der Seehafen- und Diamantenstadt Antwerpen Teilnehmer aus Belgien, der Tschechischen Republik, Polen, Dänemark, Niederlande, Italien, England und Deutschland unter der Anleitung der erfahrenen Lehrer Zhang Xinbin laoshi, Sun Ruxian laoshi und Li JianLong laoshi.

Was mich diesmal besonders gefreut hat, war das neben vielen neuen Teilnehmern auch eine große Anzahl von Gästen gekommen waren, die wir in unserem Trainingscamp 2014 in Berlin schon begrüßen durften.

Was ich teils als Bestätigung für die von uns damals geleistete Arbeit für Organisation und Durchführung des Camps gesehen habe, was aber sicherlich zum größeren Teil an der Qualität der Lehrer und ihres Unterrichts liegt.

Nun den Spaß, den man zusammen in so einem Camp mit gleichgesinnten hat darf man dabei sicherlich auch nicht vergessen.

Zur Auswahl der Unterrichtseinheiten standen diesmal die Stile Tongbei Quan, Liu He Zi Ran Men, Bagua Zhang, TaiJi Chuan. Zum Abend stand dann noch als Abschluss jeweils die Teilnahme an einer Waffenform – Der „Qi Li Bang“ – eine Kurzstock Form aus dem Tongbei System und der „Er Lu“ – der zweiten Form des „Miao Dao“ oder besser „Shuang Shou Dao“ wie ich nun gelernt habe.

Qi Gong Training

Der Morgen begann wie auf jedem Camp üblich um 7:00 Uhr mit einer Stunde Qi Gong im Park. In diesem Jahr hatten sich die Lehrer die morgendlichen Qigong Sets so aufgeteilt, das jeweils ein Lehrer für drei Tage die Anleitung übernahm.

So hatten wir mit Zhang Xinbin laoshi wieder ein tolles Qi Gong basierend auf den Übungen des Zhan Zhuang, Li JianLong laoshi übernahm die nächsten drei Tage mit Übungen zum Ba Duan Jin sowie einem Taoistischen QiGong und zum Abschluss bekamen wir von Sun Ruxian laoshi ein sehr interessantes Set von Übungen aus dem Xing Yi gezeigt.

Der Morgen – Bagua Zhang

Bagua Training 2015

Bagua Training 2015 (Fotograf: Tim Lebacq)

Nach Frühstückspause ging es dann weiter mit den Trainingseinheiten von TaiJi und Bagua Zhang.

Da es uns in Antwerpen nicht erlaubt war im Park zu trainieren und die Organisatoren auch ein wenig Sorge ob der Unbeständigkeit des Wetters waren, wurde das weitere Training in eine Schule verlegt. Hier standen uns aufgrund der Sommerferien von den beiden Pausenhöfen bis zur Trainingshalle, Aula, Küche und Toiletten sämtliche Räumlichkeiten der Schule zur Verfügung.

Auch konnten wir die Waffen insbesondere die Maio Daos in der abschließbaren Schule lassen und mussten diese nicht jeden Tag mit hin und herschleppen, zumal die belgische Polizei das Tragen von Waffen aufgrund der aktuellen Lage nicht gerne sieht.

Ich habe natürlich auch in diesem Jahr wieder an dem Training des Bagua Zhang teilgenommen.

Die Gruppe des Bagua Zhang war wieder wie zu erwarten recht überschaubar. Auch in diesem Jahr hatte Sun Ruxian laoshi sich vorgenommen den Teilnehmern die 64 Hände – die lineare Form des Kampfkünstlers Liu Dekuan zu unterrichten.

Nun für mich nun das dritte mal, das ich durch die Form gehen sollte, hatte ich mir gedacht, das die Trainingseinheit für mich „ein leichtes“ werden würde. Doch weit gefehlt.

Sun Ruxian laoshi hatte diesmal aufgrund der kleinen Gruppengröße viel Zeit sich besonders der Detailarbeit zu widmen.

So wurde Bewegung um Bewegung und Bahn um Bahn an den vielen Fehlern geschliffen, die ich während der Ausführung machte.

Mal stimmte das Timing nicht, mal der Fluss in den Bewegungen, mal gab es am „Bu Fa“ also der Schritttechnik etwas zu bemängeln, mal beugte ich mich zu weit nach vorn, mal zu wenig.

In den gemeinsamen Übungen, in denen er uns die Anwendungen zu den einzelnen Techniken erläuterte dann immer wieder die Aufforderung „Song“ – Relax.. Danach ungläubiges Kopfschütteln, wenn ich es einfach nicht hinbekam.

Das mag sich jetzt ziemlich frustrierend anhören, was es im ersten Moment sicherlich auch war. Nach und nach erkannte ich aber das große Geschenk zu erkennen, das mir durch seine Aufmerksamkeit in diesem Camp zu teil wurde.

Da passte am Ende ganz fantastisch das oben schon erwähnte Xing Yi Qi Gong Set hinein, das er am morgen der letzten drei Tage gab. Irgendwie kam es mir wie ein Schlüssel zu all den eben genannten Problemen vor.

Somit war das Bagua Training für mich eine ungeahnte, enorme Bereicherung für die ich ihm sehr dankbar bin.

Nach der Mittagspause – Tongbei

Tongbei Training 2015 (Fotograf: Tim Lebacq)

Tongbei Training 2015 (Fotograf: Tim Lebacq)

Nach der Mittagspause standen dann Liu He Zi Ran Men und Tongbei auf dem Stundenplan.

Übrigens musste ich leider feststellen, das Belgien in bei den Essenspreisen im Schnitt 2-3 EUR teurer ist als ich es aus Deutschland gewohnt bin. So kam man bei einem Mittagsgericht schon schnell mal auf 9- 15 EUR – ohne Getränke.

Das Tongbei Training begann in den ersten Tagen wie gewohnt mit den Übungen zum Armkreisen und – natürlich immer mit der Aufforderung „Song! – Relax“.

Das Training bestand diesmal sehr abwechslungsreich aus stehenden Übungen, Übungen mit Schrittechnik und Partnerübungen.

Bei den Partnerübungen korrigierte Zhang Xinbin laoshi die einzelnen Gruppen und gab je nach Kenntnisstand noch Tipps zu Variationen, Erweiterungen und Folgetechniken.

An den letzten Tagen nahm sich Zhang Xinbin laoshi noch die Zeit verschiedene Dehnungstechniken zu zeigen. Sicherlich auch aufgrund der zunehmenden Müdigkeit der Teilnehmer nach den anstrengenden Tagen davor.

Für mich ist es immer wieder toll Zhang Xinbin laoshi bei der Ausführung der Techniken zu sehen.

Mit welcher Leichtigkeit die Bewegungen ausgeführt werden und wie er innerhalb von Millisekunden unglaubliche explosive und genaue Techniken ausführt.

Bei einer Verbesserung während einer Partnerübung kamen die Techniken so schnell und präzise, das ich den Eindruck hatte, das er bei meinem Partner innerhalb einer Technik mehr als neun Punkte auf einmal im Visier hatte und das während er „nur“ einen Schlag nach vorne ausführte. Leider lässt sich Eindruck hier nur schwer beschreiben.

Natürlich gehörten auch eine Menge Übungstechniken eben zur Entwicklung dieser schnellen, explosiven Kraft mit zum Training. Aber wie wohl alle feststellen mussten braucht die Entwicklung dieser Kraft noch einige Jahre intensiven Trainings.

Das Waffentraining – Shuang Shou Dao

Das Miao Dao oder Shuang Shou Dao

Das Miao Dao oder Shuang Shou Dao

Den Abschluss des Tages bildete dann mit einer Stunde das Waffentraining. Da ich die Qi Li Bang schon einmal im Camp in Porto, Portugal gelernt hatte und ich mittlerweile gefallen am Miao Dao gefunden habe, hatte ich mich zu Teilnahme am Miao Dao Lehrgang eingetragen.

Gleich zu Anfang bat Sun Ruxian laoshi uns dann gleich im Rahmen der Einführung in den Lehrgang den von uns als „Miao Dao“ bezeichneten Zwei Hand Säbel doch richtiger als „Shuang Shou Dao“ zu betiteln.

Sun Ruxian laoshi hatte sich für diese Camp den Unterricht seiner – wie er später betonte – Lieblingsform der „Er Lu“ entschieden.

Ganz der traditionelle Kampfkünstler, wie ich ihn in den letzten Jahren kennen gelernt habe macht Sun Ruxian laoshi dies nicht an besonders schönen Techniken in der Form fest.

Er betonte vielmehr, das das besondere an dieser Form ist, das sie eben keine Techniken „nur der Schönheit wegen“ enthält. So besteht sie samt nur aus anwendbaren Techniken.

Für mich immer ein toller Abschluss des Tages. Zum Einen hatte ich durch das erlernen der „Yi Lu“ im Beijing Camp 2013 schon einige Grundkenntnisse, was mir das erlernen der Bewegungsfolgen ein wenig erleichterte, zum Anderen macht mir der Umgang mit dieser doch etwas selteneren Waffe sehr viel Spaß.

Der besondere Moment – Er Hu

Er Hu

Eine Er Hu

Zu diesem Camp hatte ich meine Er Hu mitgenommen, die ich mir vor 2 jahren in Beijing gekauft hatte. Da Sun Ruxian laoshi ein professioneller Er Hu Spieler ist – er soll im chinesischen Nationalorchester gespielt haben – hatte ich die Hoffnung, das er sich die Er Hu einmal anschauen könnte.Ich hatte es vergeblich in den letzten zwei Jahren versucht aus dem Teil einen Ton heraus zu holen.

Sun Ruxian laoshi freute sich sehr über das Instrument und stellte auch gleich fest, das wirklich alles an diesem falsch eingestellt war. Er bot mir an die Er Hu mitzunehmen und einzustellen.

Schon am nächsten Tag hatte er die Er Hu wieder dabei und spielte uns ein wenig darauf vor. Leider nur ein wenig weil die Er Hu sich immer wieder verstellt und den Ton nicht halten kann. Aber was er aus dem Instrumant herausholte klang einfach ganz anders als Gekreische und Gesäge, das ich bisher als Töne erzeugt hatte.

Er meinte aber zu mir, das es zu ersten Üben erst einmal reichen sollte und das er dann bei meinem nächsten Chinabesuch mit mir eine anständige Er Hu kaufen geht.

Später habe ich noch erfahren das er wohl zu der Er Hu meinte „Unglaublich was für einen Schrott die an die Touristen verkaufen“. Und dabei hatte ich meine doch schon in einem Musikgeschäft gekauft.

Danke

Zhen Wu Camp 2015

Teilnehmer des Zhen Wu Camp 2015

Mein Dank geht diesmal natürlich als erstes wiedereinmal an meine Frau, die es mir jetzt schon zum dritten mal in Folge ermöglicht hat einen Teil meines Urlaubes für das Camp zu nutzen.

Dann an Rosa Mei, die so freundlich war uns die ehemalige Schule von Mike Martello als Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Diese lag eine gute halbe Stunde Fußweg vom eigentlichen Trainingsort entfernt, was uns jeden Tag eine Stunde zusätzliches Training bescherte und an so manchem Abend zu sehr früher Nachtruhe führte. Die es uns aber auch ermöglichte abends nochmals das erlernte in der Schule durchzugehen oder uns auszutauschen.

In meine Dank möchte hier auf jeden Fall Stefan Sklenka mit einschließen. Seine Teilnahme an vielen Camps seine chinesisch Kenntnisse und seine Übersetzungsarbeit währen des Unterrichts haben so manche Sprachbarriere kleiner werden lassen und uns geholfen vieles besser zu verstehen.

Natürlich gilt der Dank auch all den vielen Kampfkunstinteressierten, die durch ihre Teilnahme das Camp zu einem Erfolg werden lassen. Grade die Internationale Ausrichtung des Camps macht dieses jedes mal wieder zu einer besonderen Erfahrung. Ich genieße immer die vielen Gespräche und Anregungen die man hierdurch erhält.

Bedanken möchte ich mich auch bei den Organisatoren – der belgischen Zhen Wu Gruppe – des Camps in diesem Jahr. Ihr habt ein tolles Camp hingelegt, das viel Spaß gemacht hat.

Als letztes gilt mein Dank natürlich den Lehrern. Ohne ihre Qualität, Erfahrung und Lust am Lehren wäre das Camp nicht das was es in jedem Jahr ist.

Vorschau

Was immer etwas schade ist bei den Camps außerhalb Chinas ist, das man nach dem Training aufgrund der verschiedenen Unterkünfte wenig Zeit findet sich noch ein wenig zu unterhalten.

Nun im nächsten Jahr können wir das nachholen!

Zhang Xinbin Laoshi hat im Rahmen des Camps schon angekündigt das im nächsten Jahr wieder ein Camp in Beijing stattfinden wird.

Dies wird dann das 10. Treffen sein. Also ein Grund zum Feiern!

Also wir sehen uns dann hoffentlich in der Hotelanlage des Dragon Spring Hotels zum 10. International Traditional Chinese Martial Arts Training Camp in Mentougou Beijing, China in 2016!

Weitere Infos dann unter http://www.zhenwucamp.com/

Nachtrag

Hier noch ein kleines Video als Zusammenfassung vom 9. International Traditional Chinese Martial Arts Training Camp 2015 in Antwerpen, Belgien

Zhen Wu Summer Camp 2015 von Zhen Wu Antwerpen bei Vimeo.

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