Am letzten Wochenende war ich einmal wieder bei einem Luo Dexiu Seminar in Paris. Eigentlich ein Irrsinn mal eben für zwei Tage nach Paris zu fliegen, nur um diese dann in einer Trainingshalle zu verbringen. Zumal Paris an sich auch noch ein sehr teures Pflaster ist, wie ich in diesen Tagen wieder feststellen musste. Das war also der Grund warum ich nicht öfter dorthin gereist bin.
Nun meine Reise hatte auch ein wenig nostalgische Hintergründe. Am 04. April 2012 hatte ich meinen ersten Kontakt mit der Yizong Linie des Gao Bagua Zhang Stils. Auf eben diesem Seminar lernte ich auch den Lehrer der französischen Schule Edward Hines kennen und schätzen. Ein Zusammentreffen, das mich dann auch dazu bewog im Oktober 2012 die Schule in Paris zu einem zweitägigen Seminar von Luo Dexiu laoshi zu besuchen.
Ein weiteres mal zog es mich nach Paris im Jahr 2013, um das erste mal mit Tim Cartmell in seinem Seminar „effortless combat throws“ Bekanntschaft zu machen. Auch dieses Seminar wurde wieder von Edward Hines angeboten. Diesmal war ich das ganze etwas schlauer angegangen und habe noch eine Woche Parisaufenthalt mit meiner Frau an das Seminar anschließen lassen.
Nun sind es mittlerweile schon 5 Jahre seit ich mit der Ausbildung Gao Stil des Bagua Zhang in der Yizong Schule von Carsten Stausberg in Köln begonnen habe. In diesem Jahr steht nun aller Wahrscheinlichkeit nach der Abschluss der (Grund)Ausbildung an. Für mich war dies ein willkommener und eben auch ein etwas nostalgischer Grund nochmal in Paris vorbei zu schauen.
Das Seminar von Luo Dexiu laoshi war diesmal über die zwei Tage wie folgt aufgeteilt:
Am ersten Tag stellte Luo Dexiu laoshi den Teilnehmern die Inhalte der dritten Linie von acht der 64 Bahnen der Houtian Übungen vor.
Hierbei legte er besonderen Wert drauf hierbei festzustellen, das es bei dem Seminar nicht alleine darum ginge die einzelnen Abfolgen zu beherrschen. Vielmehr war es sein erklärtes Ziel den Teilnehmern einen Einblick in die Konzepte des Bagua Zhang zu geben. Tricksen, die Winkel ändern, auf den eigenen Vorteil bedacht sein und psychologische Finten anwenden. Bewegungsmuster des Gegners nutzen. Was mag sein Körper nicht? Wie kann ich mir die vielen zur Verfügung stehenden Kreise mir zu nutze machen? Bagua ist stetiger Wandel und die Kampfsituation lässt sich nicht mit der einen Technik lösen. Klappt der erste Lösungsansatz nur zu 40% muss umgeschaltet werden eine neue Lösung genutzt werden. Bis eben die gewünschten 100% zum Ziel führen.
Der zweite Tag begann mit einer teils sehr amüsanten Einführung zum Thema Chi, QiGong und Meditation. Mit so manch kleiner Spitze zu der aktuelle Situation z.B. im TaiJi und der vielfach sehr inhaltsleeren Ausführung der einzelnen Bewegungen durch die jeweiligen Protagonisten.
Im letzten Teil widmeten wir uns dann dem Kreisgehen und hier insbesondere der siebten Hand der Xiantian. Ich war ein wenig erstaunt das Luo Dexiu laoshi grade diese für das Seminar gewählt hatte. Ich habe diese eben erst vor wenigen Wochen in einem meiner Seminare bei Carsten Stausberg laoshi erlernt und fand sie doch recht komplex. Besonders, wenn man grade erst die ersten Schritte in einem Seminar gemacht hatte.
Aber es zeigt wieder einmal das Luo Dexiu laoshi hier keine Wertung oder Abstufung vornimmt. Alle einzelnen Übungen der acht Hände sind komplex und müssen häufig wiederholt werden, um den richtigen Zugang zu jeder einzelnen zu finden.
Für mich war eben dies eine besondere Möglichkeit das eben erst Erlernte mithilfe von Luo Dexiu laoshi zu verbessern.
Im Anschluss fand sich in den nächsten Tagen in einem Beitrag von einem Teilnehmer des Seminars die wohl beste Zusammenfassung der zwei Tage . Ich wäre froh, wen ich dies ebenso einfach auf den Punkt bringen könnte und möchte von daher diesen Beitrag hier zitieren:
„People tend to think of Bagua Zhang as being about spinning around in circles and fighting multiple opponents, but what struck me most about this weekend of Yizong Bagua in Paris with Luo De Xiu is that he is teaching a highly sophisticated conceptual martial art that is not only consistent with western boxing (complete with feints, unpredictable footwork, misleading handwork, psychological set ups and all sorts of other practical trickery,)…but is also one in which the underlying concepts are indistinguishable from the body method. Luo said several times that Bagua wasn’t really about teaching his students tricks and techniques, but about getting them to fully embody the art’s concepts so that they can move using large and small circles and spirals at every joint..with the techniques emerging spontaneously out of that. The other thing I hadn’t fully appreciated is just how funny, light-hearted and irreverent Luo is, whether he’s talking about Taoist meditation or throwing someone on their head …“
Ich habe mich wieder einmal über die nette und respektvolle Stimmung während des Seminars gefreut. Mit zirka 20 weiblichen und männlichen Teilnehmern war das Seminar sehr gut besucht.
Leider hatte ich am ersten Abend es irgendwie verpeilt mit den Teilnehmern zusammen essen zu gehen. Da ich aber erst am Montagabend zurück geflogen bin, bot sich für mich die Möglichkeit zusammen mit Luo Dexiu laoshi, Edward Hines laoshi und einem weiteren Seminarteilnehmer (dessen Name mir leider nicht mehr einfällt) zusammen Essen zu gehen.
Das war noch einmal ein wundervoller Abschluss, bei dem Luo Dexiu für uns die Speisen in einem chinesischen Restaurant zusammenstellte und während der ganzen Zeit uns drei mit tollen Geschichten aus seiner Kampfkunstvergangenheit unterhielt.